Vinyl versus Kopierschutz

Seit dem im Jahre 2003 durch eine Änderung im Urheberrechtsgesetz das Verbot des Umgehens des Kopierschutzes bei Trägern digitaler Daten (CD’s und DVD’s) eingeführt wurde, ist es illegal, Tracks von einer legal gekauften CD als MP3 Dateien auszulesen. Dies bedeutet, dass ich die Musik der neu gekauften Robbie Williams CD nicht einfach auf meinen MP3-Player übertragen darf, obwohl die CD nicht eben gerade wenig gekostet hat. Wenn mir also der Musikverlag, der die CD produziert und vertreibt, kein Recht dazu einräumt, müsste ich de facto die Robbie Williams Titel noch einmal als MP3-Dateien bei I-Tunes oder Musicload noch mal kaufen um sie auf meinem Player anhören zu können. Das Ganze ist höchst paradox. Die hochgelobte CD verkommt so zum multimedialen Fossil. Sie sieht schön aus, man kann damit aber nicht viel anfangen. Ein weiterer Punkt der Irrungennund Wirrungen der CD’s mit Kopierschutz ist der, dass die mit einem Kopierschutz versehenen CD’s nicht mehr dem von der Firma Phillips entwickelten CD-Standard entsprechen. Wer mal auf eine neue Musik-CD genau draufschaut, wird feststellen, dass das CD-Logo nicht mehr verwendet wird. Fehlt das CD-Logo, ist davon auszugehen, dass die CD nicht dem CD-Standard entspricht und einen Kopierschutz enthält. Meist ist das aber auch schon auf dem Cover der CD zu lesen. Die Dinger funktionieren auch nicht überall, was ich bei meinem Audi Autoradio mit CD-Player leider schon persönlich erfahren musste. Die Kritiker des Kopierschutzes streiten über das legale Umgehen eines solchen zum Beispiel durch das Aufnehmen der über den im PC-CD-Player abgespielten Tracks in Echtzeit mittels einer hierfür entwickelten Software. Hier sind sich die Juristen aber uneins, ob das nicht auch ein Umgehen des Kopierschutzes der diesbezüglich geschützten CD darstellt.

Wer dieses ganze Geplänkel mit den sich hieraus ergebenden Wagnissen umgehen will, greift einfach auf die gute alte Vinylplatte zurück. Kenner sagen, dass die Klangbreite der Rillenscheibe ohnehin besser ist, als bei einer digital kastrierten CD. Auch einige aktuelle Bestsellertracks werden zwischenzeitlich wieder als Vinylplatte angeboten. Der Vorteil der Vinylplatte gegenüber der CD liegt einfach darin, dass sich auf der Plastikrillenscheibe keine Kopierschutzmechanismen einbauen lassen. Die Vinylplatte wird mechanisch abgespielt, was deshalb jeglichen Kopierschutz ausschließt. Hat man also so eine Vinylplatte kann man diese getrost über den Plattenspieler mittels Line-In-Kabel in den PC einlesen. Hierfür gibt es auch leistungsfähige Software wie zum Beispiel Clean von Steinberg. So habe ich also vor einigen Tagen meine Lieblingsplatte von ELO „Time“, welche fast 20 Jahre auf dem Buckel hat, eingelesen und auf CD gebannt. Das Ergebnis der Aktion, welche hier bei Hifi-Regler.de sehr genau beschrieben wird, war sehr erstaunlich. Man ist höchst motiviert, weil man seine alte Vinylscheibe endlich im Auto anhören kann und dabei weiß, dass man nichts Illegales tut. Und so hat die gute alte und schon totgesagte Vinylplatte wieder einen Sinn bekommen. Wie schön, dass das Vinyl gegen einen Kopierschutz völlig immun ist.

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