Arena – Die Welt unter dem Brennglas

Cover der amerikanischen Originalausgabe "Under the Dome"
Cover der amerikanischen Originalausgabe „Under the Dome“

Ich bin gerade mit dem Hören des 1250 Seiten Werkes „Die Arena“ von Stephen King, in der ungekürzten Hörbuchfassung 41 Stunden und 10 Minuten, fertig geworden. Ich stehe noch ganz unter dem Eindruck dieses epischen Werkes, in welchem uns der Autor mit einer unfassbaren Tiefgründigkeit und Eindringlichkeit die multiple Vielfalt menschlicher Eigenschaften vor Augen führt. Mit schneidender Präzision zeichnet King die Polarisierung absoluter Extreme, welche von abgrundtiefer Perversion, kalter Grausamkeit, boshafter Demagogie bis zu menschlicher Solidarität, unbeugsamer Freundschaft und vollkommener Liebe alle Spektralfarben humanoider Charakteristika reicht.

Worum geht es:
Eines Morgens im Oktober kracht entlang der Gemeindegrenze der amerikanischen Kleinstadt Chester’s Mill im Bundesstaat Maine ein kuppelförmiges Kraftfeld hernieder. Von einer Sekunde auf die andere kommt niemand und nichts mehr über die Gemeindegrenzen. Die Supermacht USA ist für diesen Teil ihres Staatsgebietes ausgesperrt und für die ca. 2000 Einwohner generiert sich die Kuppel in ein überdimensionales Terrarium. Die unsichtbare Barriere erweist sich als unzerstörbar und ist nur durchlässig für kleinste Teilchen auf molekularer Ebene.

Während die US-Administration nicht ganz uneigennützig bestrebt ist, hinter das Geheimnis des phänomenalen Kraftfeldes zu gelangen und mehrmals erfolglose  Versuche unternimmt, die Kuppel zu durchdringen, bilden sich in ihrem Inneren schnell zwei Lager aus. Zum Einen ist da der hochgradig korrupte zweite Stadtverordnete „Big Jim“ Rennie, der seine Chance gekommen sieht, „mit Gottes Hilfe“ zu wahrer Größe aufzusteigen (und nebenbei seine höchst umtriebigen Drogengeschäfte zu vertuschen) und dabei auf die Hilfe „gesetzestreuer Bürger“, die sich als Kriminelle, Psychopaten, Perverslinge und Sadisten unterschiedlichster Couleur entpuppen, zurückgreifen kann. Auf der anderen Seite steht der Irak-Veteran und Grillkoch Dale „Barby“ Barbara, der von der Army reaktiviert und vom Präsidenten zum Colonel und Kommandanten der isolierten Kleinstadt ernannt wird. Big Jims widersetzt sich dem Dekret des Präsidenten und intrigiert gegen Barby. Letzterer bekommt derweil Hinweise von der Witwe des an der Kuppel verstorbenen alten Sheriffs Perkins, der gegen Big Jim ermittelt und umfangreiches Beweismaterial gesammelt hatte. Barby organisiert zusammen mit der ortsansässigen Reporterin Julia Shumway den Widerstand gegen Big Jims Machenschaften. Als der zweite Stadtverordnete Rennie Colonel Barbara vier Morde in die Schuhe schiebt und es ihm gelingt Barby verhaften zu lassen und einzusperren, eskaliert die Situation. Immer mehr zeigt es sich, dass unter der Kuppel alle Gesetze der „zivilisierten Welt“ außer Kraft gesetzt sind und durch Rennies diktatorisch, demagogische Regieführung Polizeiwillkür und ständige Angst die Oberhand gewinnen.

Big Jim meint, die Lage unter Kontrolle zu haben und richtet sich bereits auf eine lange Zeit „glorreicher Führung“ ein. Jedoch gelingt Colonel Barby und dem inzwischen ebenfalls inhaftierten medizinischen Assistenten Rusty Everett mit Hilfe anderer Einwohner die Flucht aus den Polizeizellen. Außerdem erweisen sich nicht nur seine erklärten Feinde sondern auch einige ehemals treue Vasallen als aufmüpfig. Sein Chefdrogenkocher „Der Chef“ Phil Bushey und der leicht beeinflussbare erste Stadtverordnete Andy Sanders, der sich wegen des tödlichen Unfalls seiner Frau und der Ermordung seiner Tochter mit Selbstmordgedanken trug, verschanzen sich schwerbewaffnet und schwer bekifft in dem als kirchlichen Radiosender WCIK  getarnten Drogenlabor und bilden zusammen „Gottes Armee“ die ihr Kiffer-Paradies gegen Big Jim und seine Polizeischergen bis zum Tode verteidigen wollen.  Big Jim, der sein Drogenkartell Colonel Barby in die Schuhe schieben will, fürchtet um seine Tarnung und schickt einen Trupp von halbstarken, unausgebildeten Hilfs-Debuties, die unter dem Kommando des inkompetenten neuen Sheriffs Peter Randolph stehen. Es kommt wie es kommen muss. Der kirchliche Radiosender ist von „Chef“ Bushey vorsorglich mit Sprengstoff verkabelt worden und birgt darüber hinaus tausende von Litern Propan in Tanks, welche von Big Jims Drogenorganisation für die Drogenherstellung aus den öffentlichen Einrichtungen der Stadt entwendet worden waren.  Weil sie die hoch motivierten, mit Drogen aufgeputschten „Vollstrecker Gottes“ völlig unterschätzt hatten werden beim ersten Angriff fast alle Hilfs-Debuties und der Sheriff getötet. Zwei Mitglieder von Big Jims „Heimatarmee“ überleben unverletzt und wagen einen zweiten Angriff, den sie geschickter ausführen. Es gelingt ihnen den „Chef“ und Sanders in die Enge zu treiben und zu verwunden. Mit letzter Kraft schaffen es die „Gotteskrieger“ jedoch, die Fernbedienung für die Sprengsätze zu zünden und so nimmt die Apokalypse ihren Lauf.

Nach der katastrophalen Explosion des Drogenlabors, vernichtet eine gewaltige – innerhalb der Kuppel entlangrollende – Feuerwalze fast die gesamte Kleinstadt und tötet die meisten Einwohner. Nur 140 Menschen, die sich in dem Gebiet aufhielten, wo die Feuerwand nicht wütete, überleben zunächst. Da durch das gewaltige Feuer fast der gesamte Sauerstoff innerhalb der Kuppel verlustig ging und sich die Atmosphäre in ein äußerst giftiges Gemisch verwandelt hatte, starben in der Folge weitere Menschen und die Zahl der Überlebenden schrumpfte auf 30 Menschen. Diese konnten sich rechtzeitig zu einem Abschnitt der Kuppelwand retten, an dem die Army auf Barby’s vorsorgliche Bitte hin große Industrieventilatoren aufgestellt hatte. Deren enormer Luftzug sorgt dafür, dass ein leichter Luftstrom durch die Kuppelwände diffundiert, welcher die letzten Überlebenden zwar vor dem sofortigen Erstickungstot, jedoch nicht vor der langsamen Vergiftung rettet.

Big Jim, der derweil  zusammen mit seinem Gehilfen Carter Thibodeau im Atombunker unter dem Rathaus das Inferno überlebt hatte, tötet  schließlich im Überlebenskampf um die für das Notstromaggregat und den Luftfilter wichtigen letzten Propangasflaschen seinen treuen „Adjutanten“. Als Rennie, von den Geistern der von ihm ermordeten Menschen getrieben, den Bunker verlässt, erstickt er an der giftigen Atmosphäre.

ACHTUNG: Wer das Buch noch nicht gelesen hat und sich die Spannung erhalten will, sollte den folgenden blau markierten Absatz beim Lesen überspringen!
Colonel Barbara und Julia Shumway, finden heraus, was die Kuppel wirklich ist: Sie wurde von merkwürdigen außerirdischen Wesen aus einer anderen Dimension geschaffen und dient ihnen als eine Art Schneekugel über welche sie das Verhalten dieser komischen menschlichen Wesen in dem abgegrenzten Areal beobachten. Dabei sind die Menschen von Chester’s Mill für sie genau das selbe wie Ameisen, welche von bösartigen kleinen Jungs mit Brenngläsern verbrannt werden. Als Julia und Barby das begreifen, versuchen sie, zu diesen Wesen Kontakt aufzunehmen. Mit letzter Kraft gelingt es Julia, ihnen zu vermitteln, dass die Menschen unter der Kuppel denkende und fühlende Geschöpfe sind. Buchstäblich in letzter Sekunde steigt die Kuppel in den Himmel auf und die wenigen Überlebenden sind gerettet.

Die ergreifende Geschichte vermittelt eine eindeutige Botschaft: Wir Menschen sollten pfleglich mit unserem Planeten umgehen und uns von Selbstsucht, Machtgeilheit, Geldgier und Egoismus trennen. Stephen King versteht es vortrefflich den Leser/Hörer zu fesseln, indem er in die Gedankenwelt der unterschiedlichsten Protagonisten Einblicke gewährt und so ein Bild zeichnet, das uns zum Umdenken bewegen soll. In einem Interview erläuterte der Autor die Hintergründe für das Schreiben seines Werkes:

„Von Anfang an sah ich es als eine Chance, über die ernsten ökologischen Probleme zu schreiben, denen wir uns heute gegenübersehen. Es ist eine Tatsache, dass wir alle unter der Kuppel leben. Wir haben diese kleine blaue Welt, die wir alle aus dem All gesehen haben, und es sieht so aus als sei das alles, was es gibt. Es ist eine natürliche allegorische Situation, ohne dass man den Leser mit dem Kopf draufstoßen müsste.“ (Quelle: http://wiki.stephen-king.de/index.php/Die_Arena)

Und Recht hat er, denn wir Menschen sollten damit aufhören, uns zu benehmen, als könnten wir einen neuen Planeten aus dem Ersatzteillager holen, nachdem wir den alten Planeten soweit zerstört haben, dass uns die buchstäbliche Luft zum Atmen ausgeht.

Mein Fazit: Unbedingt empfehlenswert!

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