Die Kraft der Bäume

baeume-kleinWer Bäume nur als in der Landschaft herumstehende Holzlieferanten ansieht, welche allenfalls als Schatten- und Sauerstoffspender dienen, wird für meine folgende Schilderung kaum Verständnis aufbringen. Bäume sind nämlich viel mehr! Bäume sind energetisch, spenden Kraft und können heilen. Ja du hast richtig gelesen, das alles sind sie bzw. können sie. Ich selbst hielt Bäume früher auch nur für Schattenspender und Holzlieferanten bis ich im Oktober 2008 eine Heilerin kennenlernte, die mich zu einer Baummeditation führte. Dabei verriet sie mir am Anfang nicht allzu viel; sprach vielmehr von einem Spaziergang. Sie führte mich zum Herrenkrugpark in Magdeburg. Dort ereignete sich die folgende Geschichte:

Als wir den Herrenkrugpark erreichten, staunte ich über das ausgedehnte Refugium mit seinen weiten Wiesen, breiten Wegen und unzähligen alten, großen Eichen, Buchen, Kastanien, Eschen und vielen weiteren Baumarten. Wir waren noch nicht weit gelaufen, da blieb die Heilerin plötzlich stehen, lächelte und breitete in einer harmlos wirkenden Geste die Arme aus. „Wie gefällt es dir?“

„Ein herrlicher Ort, aber wir sind doch sicher nicht hier, um nur Spazieren zu gehen!“

Statt einer Antwort, sah sie mir mit prüfendem Blick in die Augen. „Was siehst du?“, fragte sie plötzlich

Irritiert runzelte ich die Stirn. Dann schaute ich mich um und sagte: „Einen Park mit wunderschönen alten Bäumen, dichten Sträuchern, grünen Wiesen, Vögel, Insekten … Aber das ist es doch nicht, was du von mir hören wolltest … oder?“

Langsam schüttelte sie den Kopf. „Es kommt nicht darauf an, was ich von dir hören will, sondern auf das, was dich mit diesem Ort verbindet. Eine Antwort, die aus deinem Bauch kommen sollte und nicht aus deinem Kopf. Aber das ist völlig in Ordnung so. Ich werde dir die Frage nachher noch einmal stellen!“

Obwohl ich ihre Antwort nicht verstand, wollte ich erfahren, was der tiefere Sinn dieser Aussage war.

„Okay … und was kommt jetzt?“, fragte ich.

„Suche dir einen Baum aus!“, sagte sie und deutete mit ausgebreiteten Armen auf die um uns stehenden Bäume.

Ich machte große Augen. „Wie bitte?!“

„Such dir einen Baum aus! Irgendeinen Baum, der dir auffällt, der dir zusagt. Es muss keiner von denen sein …“, sagte sie und deutete auf eine Baumgruppe, „ … es kann auch einer auf der anderen Seite des Parks sein … es ist egal welcher, Hauptsache du entscheidest dich für einen!“

Es war ihr völlig schleierhaft, was das Ganze sollte, aber sie wollte unbedingt wissen, was es mit dieser Sache auf sich hatte. „Nun gut … ich denke ich nehme einen von denen da!“, sagte ich und deutete auf eine Baumreihe von Rotbuchen, die auf der gegenüberliegenden Seite der Wiese standen.

„Gut!“, sagte sie. „Dann geh zu diesem Baum lehne dich an ihn oder umarme ihn! Fühle, ob du etwas spürst! Ich warte hier!“

Diese Aufforderung mutete gar merkwürdig an. Gott sei dank war der Park wegen der fortgeschrittenen Tagesstunde schon menschenleer, sonst hätte ich mich arg geniert. Also trabte ich zu einer der Rotbuchen, lehnte mich an ihren Stamm und berührte ihre Rinde mit beiden Handflächen. Dabei schloss ich die Augen und wartete, was da kommen sollte. Zunächst passierte gar nichts, dann kribbelten meine Hände. Sehr merkwürdig, sie wurden kalt. Ich erschrak und machte einen Satz nach vorne. Die Heilerin war inzwischen etwas näher gekommen und ich sah, dass sie schmunzelte.

„Es war mir klar, dass die Rotbuche nicht dein Baum sein kann! Sie ist dem weiblichen Aspekt näher als dem männlichen. Sie wird dir allenfalls Energie abzapfen, als dir welche zu geben!“

Völlig baff bestätigte ich: „Ja, ich hatte das Gefühl als würde mir etwas abgesaugt. Meine Hände sind ganz kalt geworden!“

Sie nickte und sagte: „Nun schau, ob du einen Baum findest, der dir vielleicht eher zusagt!“

Ich blickte mich um und lief ein Stück. Sie folgte mir. Dann sah ich eine große, kräftige, freistehende Eiche.

„Der hier sagt mir zu!“, sagte ich und schritt auf die Eiche zu.

Der Baum hatte einen mächtigen Stamm und eine breite Krone, deren Äste sich nach allen Seiten gleichmäßig ausbreiteten.

„Gute Wahl!“ sagte die Heilerin und blieb außerhalb des Baumkronenradius‘ stehen. „Nun versuche es noch einmal!“, sagte sie.

„Und warum kommst du nicht mit mir?“, fragte ich.

Sie zeigte ein geduldiges Lächeln. „Weil ich mit meinen Energien deine Kommunikation mit diesem wunderbaren Vertreter der Natur stören würde! Es ist dein Baum!“

Kommunikation mit einem Baum? Oh Gott, worauf habe ich mich da nur eingelassen? Aber solange ich mich nicht völlig nackt ausziehen muss, ist das alles noch im Lot!, dachte ich und trat an den Baum heran.

Als ich den Fuß des Baumes erreichte, bemerkte ich dessen breite Wurzeln, die sich aus dem Gras herauswölbten. Ich drehte mich mit dem Rücken zum Stamm, postierte meine Füße zwischen zwei Wurzelstränge und verlagerte mein Gewicht nach hinten. Nun lehnte ich wieder mit dem Rücken an dem Baum. Dann legte ich meine die Hände auf den Stamm und schloss die Augen.

Was soll jetzt kommen?

„Versuche deine Gedanken frei zu halten! Sei offen und lass es fließen!“, hörte ich sie rufen.

Sei offen und lass es fließen?! Ich hatte keinen Schimmer, was sie damit meinte!

Ich konzentrierte mich nun und versuchte, meine Gedanken loszulassen. Gar nicht so leicht! Ich lauschte dem Rauschen der Blätter und vereinzelten Vogelrufen. Nun nahm ich die Naturgeräusche bewusster wahr. Irgendwie war es schön.

Nun Eiche, was hast du mir zu sagen?

Langsam lullte mich die Atmosphäre ein und es machte mir gar nichts mehr aus, dass ich vielleicht von vorbeikommenden Leuten beobachtet wurde. Meine Gedanken drifteten ab. Es war wie ein Tagtraum, wunderbar entspannend. Plötzlich begann es an meinen Fingerkuppen zu kribbeln. Dann zog sich das Kribbeln langsam von meinen Armen über meinen Oberkörper und meinen Unterleib in die Beine. Es wurde immer stärker und war durchaus angenehm. Ich ließ es geschehen. In mir stieg eine innere Wärme auf und ich war fasziniert davon. Dann begann der Boden unter meinen Füßen zu „schwanken“. Es war ein wenig so, als würde sie auf einem Wasserbett stehen.

Wow!

Ich fühlte, wie eine Art Energie durch ihren Körper floss und immer kraftvoller wurde. Ein geradezu euphorisches Gefühl erfasste mich.

Unglaublich! Das also meinte sie mit `Energie des Baumes`!

„Ich glaube, du hast deinen Baum gefunden! Ausgezeichnet!“

Ich riss die Augen auf und sah die Heilerin an. Sie stand etwas abseits vom Baum außerhalb des Kronenbereiches, offenbar darauf bedacht, mir nicht zu nahe zu kommen. „Lass dir Zeit und genieße die Kraft des Baumes!“, sagte sie.

„Ist schon okay, ich glaube, es reicht fürs Erste! Ich weiß jetzt, was du mit damit meintest, ich solle es fließen lassen! Ein wirklich wunderbares Gefühl, ich bin echt überrascht!“

Ich drückte mich vom Stamm der Eiche ab und verlagerte mein Gewicht wieder auf die Füße.

„Nicht schlecht für den Anfang! Du warst jetzt eine glatte halbe Stunde energetisch mit der Eiche verbunden. Sie muss dich wirklich mögen!“

Mir klappte der Unterkiefer herunter. Verdattert schaute ich auf meine Armbanduhr. „Tatsächlich! Das ist ja nicht zu fassen! Mir kam das wie zehn Minuten vor!“

„Das ist immer so, wenn man es fließen lässt. Die Zeit vergeht viel schneller! Es ist der Lebenstakt des Baumes, der dein eigenes Zeitgefühl beeinflusst!“, erwiderte sie. „Und nun wiederhole ich meine Frage von vorhin: Was siehst du wenn du dich hier umschaust?“

Als ob es die normalste Sache von der Welt sei, antwortete ich. „Ich sehe in diesen Bäumen pure Energie!“

Ihr promptes Lächeln zeigte mir, dass es die Art von Antwort war, die sie offenbar erwartet hatte.

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