Vom „Klimanotstand“ zum Energienotstand

Nachdem der „Klimanotstand“ per mehrheitlichen Ratsbeschlüssen bereits in einigen deutschen Städten ausgebrochen ist, hat das EU-Parlament ihn nun auch für die EU oder Europa (so ganz klar ist das wohl nicht) mehrheitlich deklariert. Zwar wird mit dem Parlaments-Beschluss zunächst nur eine symbolische Wirkung angestrebt; jedoch sollte auch klar sein, dass man damit einen politischen Pflock ins sensible ökonomische Gefilde gerammt hat, welcher den Steuerzahler nicht nur höhere Abgaben zur „Klimarettung“ abverlangen wird, sondern ihm auch ein moralisch genährtes Enthaltsamkeitsdenken in seinen konsumorientierten Geisteszustand einbrennen soll. „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!“ Diese Zeile aus Goethes „Erlkönig“, könnte sich bald durch eine entsprechende EU-Gesetzgebung manifestieren. Besonders drückt sich das bereits im Mutterland des Automobils durch den gesetzlich gestützten Hype zur sog. Elektromobilität aus. Verbrenner sollen weg von der Straße und diese für E-Autos, E-Bikes, E-Scooter und allerlei andere E’s freimachen. Bis spätestens 2030 sollen 1 Million öffentliche Ladesäulen das neue Millionenheer an E-Mobilen mit Strom versorgen können. Nun gibt es da ein klitzkleines Problem, auf welches Prof. Dr. Lesch, in dem folgenden Video aufmerksam machte:

Prof. Dr. Lesch hatte die Grundlast für eine Million Ladesäulen mit 350 GigaWatt errechnet. Die derzeitige Leistung der deutschen Energieerzeuger benannte er mit 68,5 GigaWatt. Selbst ein Grundschüler kann da wohl ausrechnen, wieviel Energieleistung nun fehlt um den Bedarf an Ladeenergie zu decken. Das Ganze wird sich noch schräger darstellen, wenn bis Ende 2022 planmäßig alle Kernkraftwerke vom Netz gehen.

Mag sein, dass dieses Rechenbeispiel von Prof. Lesch nicht ganz stimmig ist. Jedoch ist davon auszugehen, dass bei Betrachtung aller Faktoren der zukünftige Energiebedarf in Deutschland gerade auch unter Berücksichtigung der E-Mobilität nicht mit den jetzt vorhandenen energieerzeugenden Systemen (Kernkraft, Kohlekraft, Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Strömungskraft, Gas und Biomasse) gedeckt werden kann. Manche E-Mobile-Fans argumentieren, dass Pendler im Schnitt am Tage nur 50 km fahren würden. Meines Wissens soll es aber noch Pendler geben, die mehr als 50 km am Tag fahren. Übrigens gibt es auch Transportunternehmen, Kuriere, Zusteller, Busse (als Teil des ÖPNV), Ver- und Entsorger, Baufahrzeuge, Traktoren usw. die mit heute mit Verbrennern fahren. Wenn die alle elektrisch fahren (sollen), dann haben die auch den Energiebedarf. Vergessen wir dann nicht noch den Bedarf für Haushalte, Infrastruktur und Wirtschaft, dann ist auch das „50km“ Argument ziemlich flach. Menschen, die einfach meinen, dass man doch über Nacht zu Hause sein E-Auto laden könne, mögen sich mal mit Netzbetreibern zu Leitungsquerschnitten der öffentlichen Netze in den Gemeinden unterhalten. Da können nicht eben mal Hauseigentümer mit E-Autos alle gleichzeitig über Nacht ihr E-Auto an die Steckdose hängen. Es bedeutet auch, dass die Stromnetze massiv ausgebaut werden müssen. Tausende von kleineren Trafostationen müssen errichtet werden. Was meint man, wer das alles bezahlt? Übrigens wo laden die Menschen, die keine Garage ihr eigen nennen oder gemietet haben? An Schnellladesäulen! Für diese braucht man Leitungsquerschnitte, die über 40 Ampere schaffen. Auch wenn man jetzt vielleicht noch mit Wasserstoffspeichern argumentieren könnte, bedarf dessen Auffüllung immer einer aufzuwendenden Energie, die die Brennstoffzellen benötigen, um Wasser in H2 und O2 zu spalten.

In diesem Zusammenhang sollte man über folgendes nachdenken: Das größte deutsche Kernkraftwerk produziert max. ca. 1,4 Gigawatt. Das größte deutsche Kohlekraftwerk produziert 1,05 Gigawatt. Der größte Offshore-Windpark in der Nordsee produziert nur 0,5 GW. Was bedeutet das Ganze? Man müsste also nach Lesch´s Berechnung ganz klar noch ca. 200 Kraftwerke bauen, anstatt die jetzt noch vorhandenen abzuschalten. Es plappern also viele Politiker etwas von Klimarettung und Abschaltung von Kraftwerken bei gleichzeitiger totaler E-Mobilität, um Deutschland offenbar in einen Mega-Blackout zu manövrieren. Und das Umweltbundesamt in die CO2-Sparposaune ohne Sinn und Verstand! Meine Frage lautet also … wie will man ohne Kraftwerke diesen Energiebedarf decken? Übrigens … es gibt ja dann nicht nur 1 Mio E-Autos! Bitte also liebe Klimaretter und E-Auto-Fans erklären Sie das!
PS: Die deutsche Kraftwerkskarte mit den Leistungsdaten finden Sie hier

Derweil sich E-Auto-Fans und Klimaretter auf Lesch´s warnende Analyse stürzten und diese nach Strich und Faden in deutschen Social Media Plattformen zerissen, da niemals so viele E-Mobile auf einmal laden würden.

Wenig später wurde eine mögliche Stromladerationierung für E-Mobile Nutzer in der eigenen Garage auch von den Hauptmedien (hier dem Focus) aufgegriffen was zuvor auf kleineren Plattformen unter Berufung auf die Energiewirtschaft problematisiert worden war. So war bei auto-presse.de zu lesen:
„Die Stromnetzbetreiber in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien wollen künftig die Stromabgabe an Ladesäulen für Elektroautos in Spitzenzeiten begrenzen. Dadurch sollen Leistungsspitzen beispielsweise am Abend, wenn viele Elektroautos ans Netz gehen, abgefedert werden. Das teilten die Stromverbände aus Österreich und der Schweiz am Mittwoch auf dem Elektromobilitätskongress der Fachzeitschrift ATZ in Mannheim mit. …
„Die Reserven in den Niederspannungsnetzen sind nicht so hoch, wie oft angenommen“, begründete der österreichische Strommanager Reinhard Nenning, Leiter des Arbeitskreises Verteilernetze beim Verband Österreichs Energie in Wien. „Wir haben das Problem, dass wir nicht zu jedem Zeitpunkt jede Leistung zur Verfügung stellen können. Unsere Netze kommen ins Schwitzen, wenn gleich mehrere Elektroautos in einem Wohngebiet mit 11 oder gar 22 kW laden“, so Nenning. Die Stromnetze seien zwar an den wachsenden Bedarf angepasst worden, allerdings seien die Reserven für eine stark wachsende Stromnachfrage durch die Elektromobilität zu gering.“

Wenn man dann noch dem Bericht im Focus entnehmen kann, dass an öffentlichen (Bezahl)Ladesäulen keine Rationierung bzw. Drosselung des Ladestroms erfolgt, dürfte sich auch der nächste Schritt abzeichnen. Der Schnellladestrom wird sicher teurer als der Hausstrom. Da relativiert sich dieser bis dato vielbeschworene Vorteil, sein E-Auto über Nacht zu Hause billig laden zu können. Wenn eine Zwangsdrosselung auf 5 kW erfolgt, dann braucht man zum Beispiel für das Laden des in einem Tesla Modell 3 eingebauten 75 kWh Akkus zu Hause satte 15 Stunden.

Wie das Energieproblem zu lösen wäre, habe ich bereits in zahlreichen Artikeln erklärt. Einige hoffnungsvolle Technologielösungen gibt es bereits.

 

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