Das deutsche Flatterstromnetz – ein hausgemachtes Debakel

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat viele Dinge zu verantworten und Entscheidungen in ihrem Bundeskabinett in die Wege geleitet und sie sich im Bundestag absegnen lassen, die sich heute als toxisch für die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben erweisen. Nein, dafür sind die vielgescholtenen Grünen nicht allein verantwortlich, sondern sind es die Union, die SPD und die FDP, eben alle Parteien, die in dem einem oder dem anderen Kabinett Merkel mitgewirkt haben. Da waren die Beschlüsse zum Atomausstieg nach den Ereignissen in Fukushima in 2011. Ende 2022 soll endgültig Schluss sein mit der Stromproduktion aus Kernkraft. Da waren die Entscheidungen in 2019, als Frau Merkel verkündete, dass beim „Klimaschutz“ Schluss sein müsse mit dem „Pille Palle“. Dann ging es perspektivisch der Stromproduktion aus Kohlekraft an den Kragen. Seit 2011 bis heute wurden u.a. in Folge dieser politischen Entscheidungen etliche Kohle- und Kernkraftwerke abgeschaltet. Natürlich beruhten Stilllegungen auch auf Entscheidungen der Kraftwerksbetreiberfirmen, jedoch bemühten diese sich so dann wegen der negativen politischen Rahmenbedingungen nicht um Neuerrichtungen von Kraftwerken und die sekundierenden aufwendigen Genehmigungsverfahren.

Die Bundesnetzagentur verkündet nüchtern auf ihren Seiten, welche Kraftwerksleistungen aus Kohle- und Kernkraft bis Ende 2024 abgebaut werden. Das Heil wird in den sog. Erneuerbaren Energien gesucht, welche zukünftig den Löwenanteil der Stromproduktion übernehmen sollen, wobei Windkraft und Solarenergie eine tragende Rolle spielen sollen. Letztere haben jedoch einen „kleinen“ Makel; sie stehen nicht kontinuierlich 24 Stunden zur Verfügung. Und da gibt es ja noch diese sogenannte Grundlast! Wikipedia beschreibt diese wie folgt:

„Grundlast bezeichnet die Belastung eines Stromnetzes, die während eines Tages nicht unterschritten wird. Die jeweilige Grundlast ist daher abhängig vom Tag der Betrachtung (jahreszeitliche Schwankungen) sowie von der räumlichen Betrachtung (z. B. Versorgungsgebiet eines Netzbetreibers oder das ganze Land). … Wird die Grundlast überschritten, wird zur Deckung des zusätzlichen Strombedarfs zusätzliche Kraftwerksleistung aktiviert durch Ausfahren der Grundlastkraftwerke auf Volllast, durch Mittel- und Spitzenlastkraftwerke.“

Genau da entwickelt sich ein Debakel, was sich gerade im derzeit windarmen August 2022 als enormes Problem manifestiert. Da bereits zu viele Mittel- und Spitzenlastkraftwerke ohne Ersatz stillgelegt worden waren, kam es an einzelnen Tagen kurz vor und nach Sonnenuntergang zu Grundlastüberschreitungen die sich in einem „Energieloch“ von bis zu 9 Gigawatt zeigten. Dies ist aus der folgenden Grafik zu entnehmen, die man bei Energy-Charts.info, einer Seite des Fraunhofer Instituts, aufrufen kann:

Bildquelle: Enegry-Charts.info

Zum angezeigten Zeitpunkt produzierte die öffentlichen deutschen Stromerzeuger fast 8 Gigawatt zu wenig Strom gegenüber dem Lastbedarf. Der Solar- und Windanteil (gelbe und graugrüne Farbstreifen) lag bei gerade mal ca. 7,2 Gigawatt. Die Stromproduktion aus Erdgas (orange Farbstreifen) betrug zu diesem Zeitpunkt interessanterweise 10,54 Gigawatt und machte somit ca. ein Fünftel der deutschen Stromproduktion aus. Nun muss man betrachten, dass es im August naturgemäß kaum oder keinen Heizbedarf gibt, so dass die Lage einigermaßen entspannt betrachtet werden konnte, da man das Stromdefizit durch Energieimporte aus den Nachbarstaaten ausglich. Wie jedoch gestaltet sich die Situation in den kalten Wintermonaten, wenn mit Solarstrom faktisch nicht zu rechnen ist und wieder eine Windflaute herrscht sowie durch die Erdgaskrise auch die Nachbarstaaten verstärkt auf ihre eigene Stromproduktion setzen müssen? In dieser Situation die drei letzten Kernkraftwerke in Deutschland abzuschalten, ist eine ziemlich dumme Entscheidung der Bundesregierung, die nun auch und gerade federführend durch die Grünen Bundesminister Habeck und Lemke und natürlich auch durch Bundeskanzler Scholz zu verantworten sind. Wir reden hier über 4 Gigawatt kontinuierliche Stromproduktion die dann dauerhaft wegfällt.

Nachfolgend zeige ich den Beweis, dass man in nur 7 Jahren ein vormals stabiles deutsches Stromnetz in ein „Flatternetz“ umgewandelt hat (Vergleich der 33. KW 2015 mit der 33. KW 2022). Interessant ist, dass mit dem Abbau von Kohle- und Kernkraft die Abhängigkeit vom Erdgas gewachsen ist. Heutzutage kommen wir bei relativer Windflaute nicht ohne Stromimporte aus. Das oben erwähnte Abschalten von K+K Kraftwerken ohne sichere Kompensation ist daher völlig sinnfrei. Da diese Statistiken öffentlich sind, gehe ich vom Wissen und Wollen der Entscheider aus, dass es zu einem Crash (Blackout) kommen könnte, andernfalls schaltet man in solch einer Zeit keinen sicheren Energieproduzenten ab. Die Schuld daran kann man jedoch nicht auf die Kriegsereignisse in der Ukraine schieben, denn Deutschland hätte sich ja nicht so stark von Erdgaslieferungen aus Russland abhängig machen müssen, was sich auch aus den nachfolgenden Grafiken ergibt:

Bildquelle: Energy-Charts.info

Lag die Stromproduktion aus Erdgas im August 2015 in der Spitze maximal bei 3,3 Gigawatt, liegt sie im Vergleichszeitraum August 2022 bei ca. 10,54 Gigawatt. Wie man beim Vergleich der obigen Grafiken noch erkennen kann, sind die roten und braunen Streifen (Kernkraft und Kohlekraft) im August 2015 viel breiter gewesen, als im August 2022. Ende des Jahres 2022 fällt dann der rote Streifen gänzlich weg, was schlussendlich dazu führen wird, dass das Grundlastdefizit noch größer ausfällt. Wie gesagt, kann die Grundlast des deutschen Stromnetzes jetzt schon zeitweise mit den deutschen Energiequellen nicht gedeckt werden. Just in diesen Zeiten importieren wir Strom unter anderen auch aus Frankreich. Das wird dann wohl im Winter ausfallen, denn angesichts der Nachrichten aus Frankreich ist es unwahrscheinlich, dass wir im Winter uns weiter an französischem Atomstrom bedienen können. Wenn Frankreich wiederum selbst Strom importieren muss, wird die Stromdecke ziemlich knapp. Jetzt müssen die Verbraucher in DE bei Gasknappheit nur noch ihre Heizlüfter und Ölradiatoren einschalten … was dann kommt, mag man sich gar nicht ausmalen!

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